Der Buchstaben-Dschungel der Pferdekrankheiten 


In unseren Beratungsgesprächen tauchen immer häufiger die verschiedensten Abkürzungen für Pferdekrankheiten auf. Pferdehalter und auch wir müssen uns daher vermehrt mit neu entstandenen oder entdeckten Krankheiten und deren Symptomen, aber zum Teil auch mit neuerdings gebräuchlichen Krankheitsbezeichnungen auseinandersetzen. 

Was bedeuten diese Abkürzungen für Pferdekrankheiten?

Wir möchten hier einen kleinen Überblick über häufig auftauchende Kurzbezeichnungen und die dazugehörigen Krankheitsbilder geben. Da wir keine Tierärzte sind, verzichten wir an dieser Stelle auf Therapievorschläge oder -empfehlungen. Wir möchten lediglich versuchen, etwas Licht in das Abkürzungs-Wirrwarr bei einigen Pferdekrankheiten bringen. 

Was ist EOTRH?

EOTRH ist die Abkürzung für Equine Odontoclastic Tooth Resorption and Hypercementosiss. Bei EOTRH kommt es zu einer ausgeprägten Entzündung des den Pferdezahn umgebenden Gewebes (Parodontose). Der Zahn löst sich einerseits auf (Resorption) und bildet andererseits in übermässigem Maß knollig aussehendes Zement (Hyperzementose).

Es handelt es sich um einen schleichenden, zahnauflösenden Prozess meist im Bereich der Schneidezähne. Es kommt dabei zu einer Aktivierung von Zellen die das Zahnbein abbauen, was in einer Auflösung der Zahnsubstanz resultiert. Dies wiederum stimuliert Zellen, welche übermässig sogenanntes “Reparaturzement” auf die geschädigten Zahnbereiche ablagern. Es kommt zu den typischen, knolligen Veränderungen der Zahnfächer, was besonders auf Röntgenbildern eindrücklich erkennbar ist. Zudem sind klinisch (also ohne zusätzliche diagnostische Hilfsmittel am Erscheinungsbild, dem Verhalten, dem Zustand und/oder der Bewegung erkennbar) eine Entzündung des Zahnfleisches, punktförmige Einblutungen und teilweise Fistelbildungen erkennbar. 

Diese Prozesse können zunächst unbemerkt bleiben. Sobald aber Veränderungen im Bereich des Zahnfleisches auftreten (kleine, rote Pünktchen oder Auftreibungen des Zahnfleisches), ist diese Erkrankung gut erkennbar und sehr schmerzhaft für das Pferd.

Die Ursache dieser Erkrankung ist nicht abschliessend geklärt. Eine Überbelastung zwischen dem Zahn und seinem Aufhängeapparat (Periodontium) wird vermutet. EOTRH tritt besonders bei älteren Pferden und gehäuft bei Islandpferden auf. 

(Quelle: tierspital.uzh.ch)

Was bedeutet ECS?

Das Equine Cushing Syndrom (ECS) ist eine fortschreitende, Erkrankung, bei der Nervenzellen zerstört werden. Die Krankheit betrifft in erster Linie ältere Pferde und Ponys. Diese langsam fortschreitende Pferdekrankheit geht einher mit einem Überangebot an vom Körper selbst produziertem Kortisol. Derzeit ist der Auslöser beziehungsweise die Ursache von ECS noch recht unklar. Charakterisiert wird ECS häufig durch ein abnormes Fellwachstum, Muskelatrophie (Muskelschwund) und eine verringerte Insulin Sensitivität (die Empfindlichkeit der Körperzellen gegenüber Insulin, auch Insulinresistenz genannt). Diese Insulinresistenz wird definiert als eine verminderte Wirksamkeit des körpereigenen Insulins insbesondere an den Zellen der Organe der Skelettmuskulatur, im Fettgewebe und in der Leber.

Beim Pferd handelt es sich fast ausnahmslos um einen hypophysären (von der Hirnanhangdrüse kommendes) Cushing. Hier ist fast immer ein gutartiger Tumor verantwortlich. Es handelt sich hier um eine vermehrte ACTH (Adrenokortikotropen Hormon)-Ausschüttung der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse). Dies betrifft vor allem Pferde ab dem 18. bis 20. Lebensjahr. Es wird auch bei Pferde jüngeren Alters diagnostiziert, in seltenen Fällen sogar vor dem 10. Lebensjahr.

Eine typische Symptomatik stellt meist zuerst das lange, zum Teil lockig-wellige Haarkleid dar. Das lange Haarkleid wird im Frühjahr nicht vollständig beziehungsweise sehr verzögert abgestoßen oder wächst schnell in übermäßiger Länge nach. Gewichtsverlust, Lethargie und Leistungsschwäche sind weitere häufig auftretende Symptome, außerdem ein Verlust der Muskelmasse, Zahnprobleme oder auch eine Fettumverteilung. Eine (oft chronische) Hufrehe ist ebenfalls eine der häufigsten klinischen Komplikationen.

(Quelle: tiho-hannover.de)

Was verbirgt sich hinter PSSM 

Bei der Polysaccharid Speicherkrankheit (PolySaccharid Storage Myopathy) handelt es sich um eine Erbkrankheit, die sich durch schmerzhafte Muskelkrämpfe, kreuzverschlag-ähnliche Symptome und sogar Muskelschwund beim Pferd äußern kann. Verursacht wird sie durch eine übermäßige Ansammlung von Mehrfachzuckern (Polysacchariden) in den Muskelfasern der Skelettmuskulatur. 

PSSM ist eine sogenannte Glykogen (Kohlenhydrat)-Speicher-Krankheit. Hierbei wird aktuell hautsächlich zwischen Typ 1 und Typ 2 unterschieden. Typ 1 ist über einen entsprechenden Gentest mithilfe einer Blut- oder Haarwurzelprobe nachweisbar. Er wird ausgelöst durch eine Mutation in einem bestimmten Gen (dem Gen GYS1 oder Glycogen Synthase 1). Dieses Gen ist verantwortlich für die Ausprägung des Enzym, das Zucker in Form von Glykogen in der Muskulatur speichert. Der durch die Mutation verursachte Austausch von Aminosäuren bewirkt eine Steigerung der Aktivität dieses Enzyms und damit auch der Glykogenproduktion. Die Folge ist unter anderem eine Ansammlung von Glykogen in der Skelettmuskulatur. Diese Pferdekrankheit wird vererbt. Besonders Quarter Horses können betroffen sein, aber auch andere Warmblutpferde und Ponys.

Neben dieser Typ-1-Form gibt es eine weitere, seit längerem bekannte Form: den sogenannten Typ 2. Dieser Typ 2 tritt häufig z.B. bei Isländern oder Kaltblutrassen auf. Außerdem kennt man inzwischen auch noch einen dritten Typ dieser genetisch bedingten, "kreuzverschlag-ähnlichen" Krankheiten.

(Quelle: tiho-hannover.de)

Was ist KPU oder HPU?

Als KryptoPyrrolUrie (KPU) wird eine Stoffwechselstörung bei Pferden bezeichnet, die zu einem starken Mangel an Zink und Vitamin B 6 führen kann. Beschrieben wird, daß bei KPU Kryptopyrrol über den Urin ausgeschieden wird. Dadurch soll ebenfalls sehr viel Zink und Vitamin B 6 ausgeschieden werden. Daraus soll ein Mangel an Vitamin B 6 und Zink entstehen, was zu anderen Begleiterscheinungen oder Erkrankungen führen kann. 

Es ist noch nicht geklärt, ob es tatsächlich eine spezifische Ursache für diese "Erkrankung" bzw. diese Mangelerscheinung bei Pferden gibt. Wissenschaftlich ist bisher noch nicht einmal erwiesen, daß es sich tatsächlich um eine Krankheit handelt.

(Quelle: pferdewiki.de)


Bildquelle: Kräuterwiese